Sommerbad Herne


Das Sommerbad im Herner Süden gehörte jahrzehntelang zu den sommerlichen Vergnügungen und war fast das ausschließliche Ausflugsziel während der Sommerferien. Natürlich gab es daneben noch den Kanal, aber durch die erhebliche Schiffsfahrten und die anliegenden Zechen und Kokereien war die Qualität des Kanalwassers doch sehr dürftig. Alternative war im Sodingen-Börniger Raum noch das Neptun-Schwimmbad an der heutigen Industriestrasse.

Das Neptun war ein vereinseigenes, privates Schwimmbad des Schwimmvereins Neptun in Herne. Daher wurde es auch fast familiär geführt. An der Kasse saß oft Stefan Pietka. Umkleide-und Toilettengebäude waren selbst mit dem damals auch etwas herunter gekommenden Sommerbad nicht vergleichbar. Aber der Schrecken aller Kinder war das Wasserbecken selbst. Einstieg war nur über eine Leiter möglich und als Kind standst du dann mindestens bis zur Brust bereits im Wasser. Eiskalt und unduchsichtig durch die völlige Veralgung. Der Fußboden, den man nicht erkennen konnte, war mit einer schmierigen Algenschicht überzogen. Und mit den blanken Füßen war man blitzschnell ausgeruscht und sofort mit dem Kopf in dem wirklich eiskaltem Quellwasser. Das Baden dort war Abenteuer pur, zumal wenn mehrere Kinder es darauf anlegten, den anderen zu tauchen oder zum Wegrutschen zu animieren.
Die Wiesen rund um das Becken und oberhalb der Böschung bis hin zu den Eisenbahngleisen der Zeche Mont-Cenis waren dagegen fast ein Spielparadies - solange bis man nicht über die Decke eines älteren lief und erwischt wurde.
Einen riesigen Vorteil hatte das Neptun: Der Eintrittspreis lag für Kinder bei einem Groschen, 10 Dpfg.


Das Sommerbad im Herner Süden war dagegen schon fast stylisch, falls es diesen Begriff damals schon gegeben hätte. Klares Wasser, damals noch im Vorwärmbecken (Fischteich) mit Solartermie angewärmt, ein wirklich riesiges Nichtschwimmerbecken, der nicht immer geöffnete Sprungturm und die alles umfassende Tribüne mit dem Verkaufsraum. Hier gab es die kühlsten Getränke und das beste Sommerbadeis zu kaufen. Nur der Weg dorthin: Von den weiten Liegewiesen ging es noch bis zum Plattenbereich, der die Wasserflächen umsäumte. Dann aber fing bei schönem Wetter die Tortur an. Wir rannten, tänzelten oder sprangen über diese brütenden Platten. Die Fußsohlen kochten und waren fast gar, bis der Tribünenaufgang erreicht war. Und lag der in der Sonne, so mußten auch noch diese Stufen im Eilschritt geschafft werden, bis der Schattenbereich um den Verkaufsraum erreicht war. Wer war nur auf die Idee gekommen, die Tribüne mit schwarzer Teerfarbe abzudichten? Den hätte man barfuss nur ein-zweimal hin- und herjagen müssen.


Bild "Heimat:Herne_Sommerbad_klein.GIF"
Zusammenstellung einiger Postkarten